Fantasy-Rollenspiel

Curse the Darkness with a flame

(Underdark-Novelle von Markus Aaron D., not published)

Abstieg in das Dunkel:

Tai´shar Malkier blickte auf die frischen Gräber, die er in den letzten Stunden geschaufelt hatte. Siebenunddreißig Waldelben, Männer, Frauen und Kinder lagen nun in der kühlen Erde. Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Er drehte sich zu seinen Freunden um, in ihren Gesichtern war immer noch der Schrecken zu sehen, der sie überfiel, als sie das Dorf betraten. Hatte er auch in der langen Zeit, die er als Zhentarimjäger verbracht hatte, allerhand gesehen, aber dieses Massaker ließ sich mit nichts vergleichen. Was hier geschehen war, konnten er und seine vier Gefährten nur erahnen. Ein plötzlicher Schmerz in seiner linken Hand zwang ihn, diese unter seinem Umhang zu verbergen. ‘Und ich sage euch, es waren Drow.’ Thorim Glutbart spie das letzte Wort förmlich aus. ‘Glaubt mir, meine Zwergennase kann diese verruchten Kreaturen auf Meilen riechen.. .’ ‘Groß genug dazu ist sie ja.’ Lieth, der Goldelben-Magier sprang von einem Baum herunter, auf den er sich zur Meditation zurückgezogen hatte. Thorim verzog das Gesicht, irgendwann würde er dem verdammten Spitzohr den Hals umdrehen. Lieth stellte sich genau vor Thorim und schaute im frech in die Augen. ‘Auch meiner Aufmerksamkeit ist es nicht entgangen, daß unsere dunklen Vettern hier waren. Nur brauche ich mit meinem Wissen keine Aufmerksamkeit erringen.’ Tai´shar beachtete das Streitgespräch der beiden nicht weiter, vorsichtig zog er seine linke Hand unter dem Umhang hervor. Ein leichtes Kribbeln lief noch über die Partien, wo die letzten schwarzen Haare in die Hand zogen. Nein, er hatte das Tier in sich immer noch nicht völlig unter Kontrolle. Obwohl er mit dem Fluch der Lykantrophie geboren war, versuchte sein zweites Ich immer wieder, Kontrolle über ihn zu erlangen. Der lauter werdende Streit riß Tai´shar aus seinen Gedanken. Sir Garwin McGregor, Paladin des Tyr und gleichzeitig die bessere Hälfte der Gruppe, hatte sich zwischen Thorim und Lieth gestellt und versuchte mit all seiner Geschwindigkeit, die seine Plattenrüstung zuließ, beide Streithähne zum Schweigen zu bringen. Tai´shar wollte Garwin helfen, aber eine Hand auf seiner Schulter hielt ihn zurück. Er brauchte nur über seine Schulter schauen, neben ihm stand Danyana. Tai´shar blickte in ihr niedliches Gesicht und fragte sich erneut, wie viele Sommersprossen sie wohl haben mochte. ‘Danyana, ich bin mir wohl im klaren darüber, daß es dich als Priesterin des Mask erfreut, wenn sich ein Zwerg und ...’ Weiter kam er nicht, weil Danyana ihm einen Finger auf den Mund legte. Ungewollt schloß er seine Augen, was wollte er doch gleich sagen ?. Der Schrei von Garwin ließ ihn in die Wirklichkeit zurückkommen. Lieth lag auf dem Boden und hielt sich seine blutende Nase. Thorim stand vor ihm und rieb sich mit der linken Hand über die Knöchel seiner rechten Hand. Hinter sich hörte Tai´shar das Kichern der Maskpriesterin. Wie sollte er bei all diesem Irrsinn bloß die Kontrolle über die Gruppe behalten. Danyana schritt an ihm vorbei und stieg auf einen umgefallenen Baum. Während sie den anderen erzählte, daß sie nicht weit von hier in einer Schlucht einen Höhleneingang entdeckt hatte, beobachtete Tai´shar Lieth. Der Goldelb war vom Boden aufgestanden und blickte aus zornesgeweiteten Augen auf Thorim. Als Danyana sich im zuwandte, zwang er sich zu einem Lächeln und bestätigte ihren Vorschlag auf Durchsuchung des Eingangs. Tai´shar beschloß für sich, Lieth in nächster Zeit ein bißchen besser zu beobachten. Er war sich nicht sicher, wie ein Goldelb reagiert, den man in seiner Ehre gekränkt hatte. Es vergingen kaum fünf Minuten, da hatten sie ihre Ausrüstung aufgenommen und waren auf dem Weg zur Schlucht. Nach einer kurzen Kletterpartie, die Thorim unter fröhlichem Pfeifen als erster beendete, standen sie vor dem gut versteckten Eingang. Er war eigentlich nur von hier unten sofort zu sehen. Mit einem anerkennenden Nicken zu Danyana kletterte Tai´shar in den Eingang. Wenn er gewußt hätte, was folgen würde, hätte er sicherlich Danyana an die Hand genommen und wäre so schnell gerannt wie noch nie.



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