Fantasy-Rollenspiel

Curse the Darkness with a flame

(Underdark-Novelle von Markus Aaron D., not published)

Ehrenhafte Absichten:

Zwei Tage war die Patrouille bereits unterwegs, aber nichts passierte, seitdem Azzin aus Menzoberranzan aufgebrochen war. War alles nur ein Plan der Muttermatrone, ihn loszuwerden ?. Wußte sie, was sich vor einigen Tagen in der Seitengasse geschehen war ?. Sicher würde sie ihn nicht von Menzoberranzan fortschicken, bis Pilze über die Sache gewachsen waren. Azzin zwang sich, sich wieder auf seine Umgebung zu konzentrieren. Kurze Zeit später betrat die Patrouille eine riesige Höhle. Gewaltige Stalaktiten hingen von der Decke. Azzin beobachtete scharf die Umgebung, irgend etwas stimmte hier nicht. ‘Es ist niemand hier’, erklang auf einmal eine Stimme. Zwischen den Stalaktiten senkte sich Welver Kenafin dem Höhlenboden entgegen. Azzin betrat mit den anderen Drow die Höhle. ‘Seid Ihr Euch sicher ?’, signalisierte er in der komplizierten Handsprache der Dunkelelben. Es ärgerte ihn, daß Welver trotz seiner Anweisung still zu sein, ihre Mission auf so profane Weise gefährdete. Welver schien Azzins Gedanken gelesen zu haben und übermittelte durch Handbewegung weiter. ‘Ich habe einige Feuerstellen im hinteren Teil der Höhle entdeckt. Sie sind etwa drei Tage alt. Sie müssen diese Richtung gegangen sein,’ er deutete auf einen Tunnel, ‘ich habe Kratzspuren an den Wänden gefunden. Scheint sich um eine geheime Botschaft zu handeln.’ Azzin zog aus seiner Tasche eine Karte dieser Region. Mit Hilfe seiner Hausinsignie ließ er ein dunkelblaues Licht über das alte Pergament scheinen. Der Tunnel, auf den Welver gezeigt hatte, führte nach knappen dreihundert Metern zu einem tieferliegenden Teich. ‘Soviel zu unserem unfehlbaren Kundschafter’, dachte Azzin bei sich. Auf der anderen Seite der Höhle gab es noch drei weitere Tunnel. Zwei davon waren gut zu sehen, aber der dritte lag in gut fünf Metern Höhe. ‘Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir uns aufteilen’, signalisierte Welver. Azzin nickte ihm zu, während er die Karte wieder in einer Tasche verstaute. Tai´shar Malkier blickte aus der erhöhten Position des Tunnels auf die Gruppe Drow, die sich unter ihnen versammelt hatte. Er hatte sich auf den Boden gepreßt und seinen anderen Begleitern durch Handzeichen zu verstehen gegeben, daß sie zurückbleiben sollten. Tai´shar beobachtete die Gruppe eine ganze Weile lang, aber er war sich sicher, das diese Drow nichts mit dem Massaker in dem Dorf zu tun hatten. Insgeheim wünschte er sich, das es so wäre, aber sein Gefühl hatte ihn in einem solchen Fall nie enttäuscht. Gut und böse sind leicht auseinander zu halten; Gerechtigkeit und Schuld nicht. Hier war er sich sicher, die Drow unter ihm hatten mit der Siedlung nichts zu tun. Kurze Zeit später teilte sich die Gruppe, vier der Drow nahmen den linken Tunnel unter ihnen, sechs den rechten. Nur fünf blieben in der Höhle, dies machte Tai´shar sehr nervös. Er kroch, so leise es ging, auf allen Vieren zurück. Er hoffte, das er nicht von den scharfen Ohren der Dunkelelben bemerkt wurde. Hinter der ersten Biegung stand er auf und eilte schnell zu seinen Begleitern zurück. Er führte sie noch tiefer in den Tunnel hinein, Tai´shar wollte unter allen Umständen vermeiden, das sie entdeckt wurden. Seltsamerweise hatte er keine Angst vor einer Konfrontation, sondern davor, etwas unrechtes zu tun. Thorim war der erste, der das Wort ergriff: ‘Was hast du gesehen, Tai´shar. Ich will nicht sagen, das du erschreckt schaust....., dir steht der blanke Horror ins Gesicht geschrieben!.’ ‘Wenn du ihn reden lassen würdest, könnten wir es erfahren’, spie Lieth dem Zwerg ins Gesicht. Tai´shar wußte, was jetzt folgen würde, ehe er reagieren konnte, hatte der Zwerg den Elben gepackt und warf ihn gegen die Tunnelwand. Lieth schrie, sicher mehr wegen der Demütigung als des Schmerzes wegen. Zwischen den Händen des Goldelben erschien ein hellgrünes Leuchten und flog auf den Zwerg zu. Was dann geschah, ging zu schnell, als das es jemand hätte aussprechen können. Der grüne Ball flog zwar auf Thorim zu, erreichte ihn aber nie. In der Mitte des Tunnels zerfaserte er, teilte sich und schlug dann an mehreren Stellen in den Fels des Tunnels ein. Lieth stöhnte und schrie etwas von einem Bereich der Wilden Magie. Der Tunnel wurde blitzschnell weich und glatt, sehr glatt. Es gelang Tai´shar und Danyana auf den Beinen zu bleiben, aber als die hühnenhafte Gestalt des Sir Garwin McGregor zu Boden fiel und auf beide zurutschte, hatten sie keine Chance. Die ganze Gruppe rutschte über den Boden und genau den Weg zurück, den sie gekommen waren - direkt zu den Drow. Azzin Baenre wartete noch einen Augenblick, bis die beiden anderen Gruppen in den Tunneln verschwanden. Er haßte Überraschungen. Nach wenigen Minuten befahl er den verbliebenen vier Dunkelelben, zu dem oben liegenden Tunnel zu levitieren. Da hörte er die Schreie und der Tunneleingang spie eine grün leuchtende Masse aus, in der sich mehrere Gestalten bewegten. Bevor beide Seiten ihren Schrecken komplett überwunden hatten, stand die Gruppe um Tai´shar wieder auf den Beinen. Lieth zauberte sofort ein helles Licht herbei, welches die Drow aber nicht behinderte, da es keine Wärme abgab. Thorim Glutbart zog seine riesige Streitaxt und stürmte auf einen ihm nahestehenden Drow zu. Diesem gelang es noch seine zwei Langschwerter zu ziehen, im nächsten Moment fielen sie zu Boden, weil Thorim ihm beide Unterarme durch einen gewaltigen Hieb abgetrennt hatte. Danyana hatte sich halb aus der grünen Masse erhoben, als sie zwei der Drow auf sich zurennen sah. Sie hob schneller als sie selbst erwartet hatte, beide Arme und beide Angreifer wurden von einem hellen roten Licht eingehüllt. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde verwandelte sich das Licht in Feuer und verbrannte beide Dunkelelben zu Asche. Sir Garwin McGregor stutzte, als der den Anschwall böser Magie spürte und nahm sich vor, in nächster Zeit ein Auge auf Danyana zu werfen. Ein Strahl goldenen Lichtes machte einem weiteren Drow den Garaus. Lieth blickte sich in dem Raum um, weitere Dunkelelben sah er nicht. Tai´shar hoffte, daß die anderen beiden Gruppen den kurzen Kampf nicht gehört hatten, immerhin waren bereits ein paar Minuten vergangen, seitdem sie die beiden Tunnel betreten hatten. Er zählte kurz die Leichen auf dem Boden, sofern etwas übrig war. Plötzlich stutzte er, es waren vorhin fünf Drow gewesen. Er zog sofort sein Krummschwert und spähte durch den Raum, der fünfte war nirgends zu sehen. Eine Minute verging, dann eine zweite. Seine Gefährten verstanden ihn sofort, etwas war noch nicht in Ordnung. Sie waren ein eingespieltes Team, jeder beobachtete einen anderen Bereich in der Höhle. Schließlich war es Tai´shar leid. In der Gemeinsprache sagte er leise in den Raum: ‘ Zeig dich ! Wenn du brav deine Waffen abgibst und keinen Widerstand leistest, dann passiert dir auch nichts!’ Doch nichts passierte, der letzte Drow schien die Höhle während des Kampfes verlassen zu haben. Nach einer kurzen Weile kam die spöttische Bemerkung von Thorim Glutbart: ‘Alle Drow sind Feiglinge, von wegen Widerstand....’ Die nächsten Worte blieben ihm im Hals stecken, als eine Stimme in der Gemeinsprache hinter ihm, sogar hinter allen - in ihren Rücken erklang: ‘Ich bin zum Widerstand bereit ! Außerdem wünschte ich, mein Bruder wäre hier!’ Tarlyn saß bereits einige Stunden in dem Zimmer des Erzmagiers, der anscheinend völlig vergessen hatte, das er hier war. Gromph schlich um die blaue Nebelgestalt des zweiten Tarlyn herum und studierte sie. Hin und wieder waren Worte von ihm zu vernehmen wie ‘Keine Illusion’, ‘Kein Spiegelbild’, ‘Kein Polymorph-Zauber’ und ähnliches. So saß Tarlyn scheinbar einsam und verlassen in diesem Raum, den er nicht mochte, mit dem Erzmagier Gromph, den er nicht verstand und dem Blauen Zwilling, den er nicht wollte und seufzte. Plötzlich hörte er die Stimme seines Bruders Azzin leise durch den Raum hallen; ‘wünschte ich, mein Bruder wäre hier!’. Tarlyn spürte sofort, das sein Bruder in Gefahr war. Doch warum rief er ihn? Azzin in echter Gefahr - das bedeutete echten Ärger. Konnte er sich nicht jemand anderen wünschen ? Bei seinen letzten Gedanken verschwamm der Raum um ihn herum und er konnte eine große Höhle sehen. Azzin liebte Überraschungsmomente genau so, wie er Überraschungen haßte. Seine Katanas waren gezogen ohne das die unaufmerksamen Oberflächenbewohner ihn überhaupt bemerkten. Er hatte das Lichtfeuer der Priesterin gesehen, die Schnelligkeit des Zwergs und die Magie des Goldelben. Nichts davon machte ihm Angst. Seinen Bruder zu rufen sollte nur zur Ablenkung dienen, damit er sich jeden einzeln vornehmen konnte. Tarlyn erschien Augenblicke später, aber näher als er dachte. Der Goldelbenmagier reagierte schneller als Azzin lieb war. Die Worte, die er schrie kannte er. Den Zauberspruch hatte er bereits etliche Male von Gromph gehört; er bewirkte totale Auflösung. Ehe Tarlyn etwas unternehmen konnte, verschwand er. Die anderen drehten sich zu Azzin um, aber was sieh sahen, schien ihnen nicht zu gefallen. Azzin wurde mittels der Magie seiner Hausinsignie und seiner eigenen Geschwindigkeit zu einem wirbelndem Schatten. Lieth sah sein Verderben nicht einmal kommen, er hatte beide Hände waagerecht vom Körper weggestreckt, um mittels Magie wirken zu können. Ein siedendheißer Schmerz raste durch seinen Körper, als zuerst sein rechter, dann sein linker Arm zu Boden fiel. Das letzte was er in seinem Leben sah, waren die Spitzen von zwei Katanas, die sich in seine Augen bohrten. Thorim Glutbart spie aus, als er Lieth blutüberströmt auf dem Höhlenboden liegen sah, er hatte den Goldelben nie gemocht und auch keinen Hehl daraus gemacht. Aber dies hier war etwas anderes. Er hob seine Streitaxt und stürmte auf den ungeschützten Rücken des letzten Drow zu. In dem Moment in dem er zuschlug, war sein Gegner weg. Die riesige Axt grub sich in den Leichnam von Lieth und fügte ihm damit eine Wunde zu, die kein Priester jemals heilen könnte. Der Schock über seine Tat und die Wut, den verhaßten Drow nicht getroffen und gespalten zu haben, rangen um seine Kontrolle. Schließlich gewann der Schock, Thorim ließ die Axt fallen und klammerte sich an dem Leichnam seines Begleiters Lieth fest. Sir Garwin McGregor, der die Gefährlichkeit des Drow mit den zwei Katanas sehr wohl einzuschätzen wußte, stellte sich schützend vor Danyana. Diese spürte, das sie für einen weiteren Kampf nicht gerüstet wäre, sie fühlte sich matt und erschöpft. So blieb also nur Tai´shar übrig, sein Krummschwert wie zum Gruß vor sein Gesicht erhoben, ging auf den Drow zu. Azzin hatte sich wieder so weit unter Kontrolle, als das er hier nur Leichen hinterlassen würde. Außerdem wollte die Muttermatrone die Priesterin lebend. Aber er hatte den Tod seines Bruders vor seinen Augen gesehen. Also würde er den Oberflächenbewohnern zeigen, was Schmerz bedeutet, wie es ist, etwas zu verlieren, an dem man hängt. Wie sollte ihm das gelingen, wenn er einfach alle töten würde. Azzin verlor keine Zeit. Der hochgewachsenen Gestalt mit dem schwarzen Umhang und dem Krummschwert schlug er in einer Reihe von Angriffen seine Waffen gegen die Schläfen und schickte ihn bewußtlos zu Boden. Bei dem Krieger in der Plattenrüstung gelang es ihm erst ein paar Schläge später. Der Priesterin setzte er nur die Waffen an den Hals und sie ließ sich fesseln. Wie erbärmlich doch die Oberflächenbewohner um ihr Leben wimmerten. Nachdem die Gruppe verschnürt am Boden lag, betraten die beiden ausgeschickten Patrouillen den Raum. Sie berichteten Azzin irgend etwas von weiteren Kratzspuren an den Wänden. Aber Azzin hörte nicht zu. Seine Gedanken waren bei seinem Bruder, den er in den Tod geschickt hatte. Er befahl den Rücktransport der Gefangenen nach Menzoberranzan. Dieser Sieg hatte einen mehr als bitteren Beigeschmack.


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